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AWAY FROM STAGE SESSIONS
"Una voce poco fa" @ der Schreinerei
Ob Rossini bei diesen Worten wohl an seine Oper „Il Barbiere di Siviglia“ gedacht hatte? Kann man die Oper doch fast schon als Evergreen im Bereich der opera buffa, der komischen italienischen Oper bezeichnen. So beschreibt der Musikwissenschaftler Philip Gossett diese als „die älteste italienische Oper, die seit ihrer Premiere nie aus dem Opernrepertoire verschwunden ist.“. Sie ist aber nicht nur ein Evergreen, sondern auch die Oper, mit der der damals 24-jährige Rossini seinen internationalen Durchbruch schaffte – und das, obwohl er gerade mal um die drei Wochen an der Komposition dieses Stücks gesessen hatte. Der Schnellschreiber Rossini schaffte um die zentrale Figur des Barbiers eine Musik mit Witz, Tempo und immer wieder überraschenden Wendungen. Beschrieb Verdi es als „Überquellen an echten musikalischen Einfällen“, beschreibt die Sopranistin Elsa García Tárraga es noch expliziter, warum sie ausgerechnet die Arie „una voce poco fa“ aus Rossinis Barbier in ihr Repertoire etabliert hat: stilistisch bräuchte die Musik eine flexible Stimme mit einer möglichst hohen Variationsbreite, sowohl in der Höhe als auch in der Tiefe. Eigene Identifikation mit der Arie spielt aber ebenso eine große Rolle: eine Melodie, die schnell im Kopf bleibt und Glückseligkeit versprüht, gleichzeitig aber nicht banal ist. Das macht die Musik für Tárraga zugänglich für jedermann – oder auch jederfrau. So kann sich ihrer Meinung nach jede Frau mit Rosina identifizieren.
FLASHMOB
Die Komische Oper am Rhein in Düsseldorf
hat in Kooperation mit dem jungen Kammerchor Düsseldorf das Restaurant
»Les Halles de St. Honore« besucht!
Weil wir die Oper 2.0 zu Euch bringen möchten!
PRESSE


Fünf Sänger, ein Pianist und ein Friseur
Die Komische Oper am Rhein spielt derzeit „Carmen“, hat aber auch einen Film gedreht: Rossinis „Barbier von Sevilla“. Premiere ist im Atelier-Kino.
Große Oper auf kleiner Bühne, nahbar und für alle – mit dieser Vision gründete Elsa Garcia Tarrága 2017 die Komische Oper am Rhein. Das Konzept ging auf, ein Stammpublikum war bald gewonnen. Wann immer die Düsseldorfer Opernsängerin in der „Theaterkantine“ (in der Alten Farbwerken an der Ronsdorfer Straße 74) ihre feurige Carmen gab, blieb kein Stuhl leer. Auch Hausherr Rüdiger Fabry ließ sich von ihrer Leidenschaft begeistern und wirkte mit. Am 30. Oktober 2020, kurz vor dem langen Lockdown, starb Elsa Garcia Tarrága zum letzten Mal den Bühnentod. Begleitet von echten Tränen, denn die Sorgen drückten schwer: „Bei unserem Abschied wussten wir nicht, wie es für uns Künstler weitergehen könnte.“
Aber bald nach dem ersten Schock zündete bei ihr eine neue Idee. „Wenn die Menschen nicht zu uns können, müssen wir eben zu ihnen gehen“, sagte sich die Sängerin. Warum nicht eine Oper mit munterer Rahmenhandlung inszenieren und sie in einen Film verpacken?
Genau ein Jahr später kommt das erste Kapitel von Rossinis „Der Barbier von Sevilla“ ins Kino, Premiere ist am 31. Oktober um 11.30 Uhr im Atelier an der Graf-Adolf-Straße 47. „Die Betreiber haben uns sehr freundlich aufgenommen“, erzählt Elsa Garcia Tarrága und kündigt eine bunte Mischung an: Gesungen wird originalgetreu in italienischer Sprache, gesprochen in englischer, dazu gibt es deutsche Untertitel. Weshalb sie sich für „Il Barbiere“ entschied? „Schwer zu singen, aber die Arien haben Ohrwurm-Charakter und sind wunderbar leicht“, antwortet sie. „Die perfekte Oper für Einsteiger.“
Gedreht wurde der Film in einer einzigen Einstellung in der „Theaterkantine“, was dem Zuschauer das Gefühl einer echten Vorstellung vermittelt. Opernregie führte wie bei „Carmen“ Mario Tomás Lopez. Fünf Sänger, ein Pianist, ein Friseur. Erzähler ist Rüdiger Fabry, der sich neben Elsa Garcia Tarrága, Filmregisseurin Celia Ruiz Artacho und Kameramann Alexander Pauckner an dem Künstlergespräch nach der 45-minütigen Kino-Vorführung beteiligt.
Abgerundet wird die Matinée mit live gesungenen Höhepunkten aus „Carmen“. Der „Il Barbiere“-Film beglückt die Sängerin: „Unser bescheidenes Pflänzchen ist viel mehr gewachsen, als wir es uns ausmalen konnten.“ Ihr Traum aber geht weiter. Gar zu gern möchte Elsa Garcia Tarrága auch Kapitel zwei und drei ihrer Rossini-Version verfilmen. Allein sei die Finanzierung jedoch nicht zu stemmen, sagt sie. Und hofft nun auf Opernfreunde, die ihr Musik-Projekt unterstützen.
Info: Die Karten für die Sonntags-Matinee am 31.10. kosten 15 Euro, es gilt die 3-G-Regel. Die nächsten „Carmen“-Aufführungen an der Ronsdorfer Straße sind am 9. und 10. November.
www.komischeoperamrhein.de


Komische Oper am Rhein setzt den „Barbier von Sevilla“ in der Theaterkantine in Szene : Opern-Ohrwurm als Film
Aus der Redaktion
Eine Handvoll Techniker, fünf Sänger, ein Pianist, ein Produzent, eine Einstellung und ein Frisör: „Il Barbiere de Sevilla - Der Barbier von Sevilla“! Das erste Kapitel dieser ungewöhnlichen Produktion feiert am Sonntag, 31. Oktober, um 11.30 Uhr im Atelier Kino, Graf-Adolf-Straße 47, Premiere und gehört zu den vielleicht ungewöhnlichsten Ergebnissen der Pandemie.
Der Barbier von Sevilla ist die neue Produktion der Komischen Oper am Rhein. Die Düsseldorfer Opernsängerin Elsa García Tárraga ist Gründerin dieses Projektes. Die Idee: große Oper auf kleiner Bühne – nahbar, unterhaltsam, eine Oper für alle.
Da passte zum Auftakt 2017 „Carmen“ von George Bizet. Immerhin die meistgespielte Oper der Welt. Auf der Suche nach einer Bühne wurde die Komische Oper am Rhein in der Theaterkantine in Flingern fündig. Und fand mit Hausherr Rüdiger Fabry auch gleich noch einen begeisterten Mitspieler. „Carmen“ ist längst ein großer Publikumserfolg.
Doch was machen kreative Opern-Profis ohne Publikum in einer Pandemie? Für Elsa García Tárraga und ihre Freunde war schnell klar: Wir machen ein neues Projekt. „Wenn das Publikum nicht zur Oper kommen kann, muss die Oper zum Publikum“, so die 41-Jährige. „Also haben wir beschlossen, einen Film zu machen!“ Warum Gioachino Rossinis „Barbier von Sevilla“? Die gebürtige Spanierin verrät: „Die Musik hat echten Ohrwurm-Charakter und klingt wunderbar leicht. Perfekt für Einsteiger im Publikum.“
Das Ergebnis ist nun ein 45-minütiger Film. Darin geht es um einen dubiosen Opernproduzenten namens Kafka, der mit ein paar jungen Sängern die Rossini-Oper umsetzen will. Schon während der Stellproben zu einzelnen Arien und Szenen fallen die Darstellerinnen und Darsteller aus ihren Rollen.
Gedreht wurde in den Räumen der Theaterkantine in einer einzigen Einstellung. „Wir wollen damit das Gefühl eines Live-Streamings vermitteln“, so Elsa García Tárraga. Mit dem Film will sie für ihr Projekt werben. „Wir möchten auch noch ein zweites und drittes Kapitel erzählen!“ Dafür sucht sie derzeit Unterstützer. Interessierte, Opern-Neugierige und Neueinsteiger erfahren mehr am 31. Oktober. Dann präsentiert die Komische Oper am Rhein nicht nur ihren ersten Film, sondern gibt in einem anschließenden Künstlergespräch einen spannenden Einblick in die Ideen hinter dem Projekt.
Mit musikalischen Höhepunkten aus Bizets „Carmen“ gibt es zudem ein echtes Opern-Live-Erlebnis. Gesungen wird im Film in italienischer, gesprochen in englischer Sprache. Es gibt einen deutschen Untertitel. Mehr Infos unter www.komischeoperamrhein.de


"Carmen" von Bizet mit nur vier Sängern und einem Klavier - geht das? Und wie! Die Komische Oper am Rhein serviert in der Theaterkantine eine "Carmen", die ohne Umwege direkt ins Blut geht. Carmen intravenös.
Sonntagmorgen in der Theaterkantine an der Ronsdorfer Straße. Die "Komische Oper am Rhein" hat zur Premiere von "Carmen" geladen. Die Sängerin Elsa Garcia Tarraga hatte die Idee. Sie will "die Oper zu den Menschen bringen". Deshalb hat sie in Düsseldorf die Komische Oper am Rhein gegründet.
Mitstreiter hat sie in ihren Sänger-Kollegen und im Ehepaar Fabry von der Theaterkantine gefunden. Während im Vorraum noch gespannte Erwartung herrscht, hört man gedämpft das Einsingen der Künstler. Spannung liegt in der Luft. Und dann öffnen sich die Türen und schon ist man mitten drin.
Elsa Garcia Tarraga ist Carmen. Hausherr Rüdiger Fabry gibt den Erzähler. Führt mit großer Spielfreude und herzigem Klamauk durch die gestraffte Handlung. Regie führte Mario Tomás López. Kaum erklingen die ersten Töne, gibt's die erste Gänsehaut. Die Stimmen scheinen den kleinen Raum beinahe zu sprengen, die reine Klavierbegleitung wirkt wie ein Konzentrat der süffigen Musik von Bizet.
Die Leidenschaft der vier Sänger (Michael Terada als Escamillo, Mine Yücel als Micaela und Guillermo Valdés als Don José) für das, was sie da tun ist in jeder Bewegung spürbar. Das Bühnenbild dabei so sparsam, wie es die Mittel der jungen Truppe gebieten. Elsa Garcia Tarraga und ihre Freunde beweisen: Große Oper geht auch ganz klein, ganz stark und mit viel Herzblut. Ein Geschenk fürs Publikum.


Von Yvonne Hofer
Heike Fabry ist gerade mit der Weihnachtsdekoration in der Theaterkantine beschäftigt, als diese temperamentvolle junge Frau mit den langen dunklen Haaren sie anspricht. Sie heißt Elsa García Tarraga.
Und sie hat einen Traum.
Die Sängerin möchte Oper ganz nah ans Publikum bringen. Raus aus den großen Häusern. Das, was sie in der Theaterkantine von Heike und Rüdiger Fabry sieht, gefällt ihr sehr. Es ist herzlich, familiär, nahbar und urgemütlich.
"Wir hatten vor 18 Jahren einen Traum", sagt Heike Fabry. Seit damals leben sie und ihr Mann ihn. Stets aus eigener Kraft und ohne Subventionen. Verpflichtet sind sie ihrem Publikum und sich. Das mit Elsa nennt sie eine "Zack-Zack-Begegnung." Die Chemie zwischen den Frauen passt. Das mit dem Traum auch.
"Ich habe noch nicht einmal gefragt, ob sie wirklich singen kann", sagt Fabry lachend. Sonntags wird normalerweise in der Theaterkantine nicht gespielt. Schnell wurde beschlossen: Den Tag sollen Elsa und ihre "Komische Oper am Rhein" (KOR) nutzen, um "Carmen" auszuprobieren. Denn das sollte das erste Projekt werden.
Mit Mario Tomáz López holt sie einen befreundeten Regisseur aus Paris an den Rhein. Der Plan: Bizets Oper "Carmen" mit vier Sängern, einer Tänzerin, einem Klavierspieler und einem Erzähler auf die Bühne bringen.
Doch es fehlte der Erzähler. "Elsa fragte mich, ob ich einen Kabarettisten kennen würde", erzählt Fabry. Einen Kabarettisten hatte sie nicht an der Hand. Aber ihren Mann Rüdiger. "Und der kann ziemlich gut erzählen!"
Drei Test-Aufführungen werden geplant. Und sorgen beim Publikum wie bei den Akteuren für Begeisterung.
Der kleine Theaterraum bebt und vibriert unter der Spielfreude des kleinen Ensembles. Der Erzähler verschmilzt zur organischen Einheit mit der Handlung, nimmt ihr gleichzeitig mit seiner Leichtigkeit die Schwere.
Die große Oper auf kleiner Bühne funktioniert. Elsa García Tarraga strahlt glücklich. "So sollte Oper für mich sein. Die Geschichte ist verständlich, und das Publikum sitzt da mit glänzenden Augen."
Tatsächlich macht der kleine Raum die großen Stimmen der Sänger noch viel größer. Elsa lacht. "Man hat keine Chance, man kann sich dem nicht entziehen!"
Sie selbst sagt, als Sängerin ginge es ihr nicht anders. Die Nähe, die sie zu Sänger-Kollegen und Musik auf einer Probenbühne verspüre, die ginge in einem großen Haus oft verloren.
Die Handlung ist eingedampft auf zwei Stunden. "Es ist die Essenz von Carmen, die wir spielen", sagt die zierliche Sängerin mit dem großen Traum. Nach drei erfolgreichen Durchläufen ist sie dem wieder ein Stück näher gekommen. Denn die Fabrys wollen auch weiterhin Gastgeber für die Komische Oper am Rhein sein.
Dreimal war der Testlauf erfolgreich. Jetzt gibt es eine ganze Reihe neuer Sonntags-Termine. Beginn ist immer um 18 Uhr. Im Eintrittspreis inbegriffen sind auch Essen und Getränke. "Ich habe heute schon eine Crema Catalana zum Testen gemacht", ruft Heike Fabry Elsa zum Abschied zu. Denn bei Fabrys soll das Essen auch irgendwie zum Stück gehören.
Die Weihnachtsdekoration ist ebenfalls fertig. Es ist in der Theaterkantine nun einmal herzlich, familiär, nahbar und urgemütlich.


Von Yvonne Hofer
Elsa Garcia Tarraga hat einen Traum. Die Oper zu den Menschen bringen. Ganz nah. Um ihren Traum zu verwirklichen, hat sie in Düsseldorf die Komische Oper am Rhein gegründet. Die Proben sind im vollen Gange.
"Carmen" von Bizet in der Theaterkantine an der Ronsdorferstraße. "Das hat starken Probenbühnencharakter", sagt die 35-Jährige.
Elsa Garcia Tarraga gehört zu diesen Menschen, die einen Raum heller machen, wenn sie ihn betreten. Sie strahlt eine Begeisterung für ihr Projekt aus, die schnell ansteckend ist. So muss es auch ihren Kollegen gegangen sein, als sie auf der Suche nach Mitstreitern war. Regisseur Mario Tomás López kommt eigens für die Inszenierung aus Paris. "Ein guter Freund", sagt Garcia. Und man ahnt, dass sie ihn nicht lange überreden musste. Ihr sei bei ihren Auftritten auf verschiedenen Bühnen immer wieder aufgefallen: "Das Publikum wird immer älter, der Nachwuchs fehlt.
Ihre Überlegung: Was wäre, wenn man eine große Oper auf eine kleine Bühne überträgt, die große Distanz zum Publikum räumlich überwindet? Auf kleiner Bühne bedeutet auch kleine Besetzung. "Wir spielen eine Fassung mit vier Sängern und Klavierspieler." Und während etwa in der Deutschen Oper am Rhein die Texte deutsch untertitel werden, gibt es bei der Komischen Oper am Rhein einen Erzähler, der durch die Geschichte führt. "Eine Geschichte die zeitlos aktuell ist", sagt Garcia.
Es geht um nicht weniger als soziale Spannungen, schlechte Bedingungen für Frauen und häusliche Gewalt. Themen, die man beim Hören der süffigen Musik Bizets gerne vergisst. Ob die Idee von Elsa Garcia Tarraga tatsächlich funktioniert, können alle, die sich auf die etwas andere Art der Oper einlassen, an insgesamt drei Terminen herausfinden. Premiere ist am 10. September. Wenn es gut ankommt, ist sich Garcia sicher, könnte mehr daraus werden. Übrigens: Noch etwas wird anders sein bei der "Carmen" der Komischen Oper am Rhein.
Beim Einmarsch der Torreros darf das Publikum mitsingen.
Das soll Spaß machen, hat aber auch einen ganz pragmatischen Hintergrund: "Wir haben ja keinen Chor!"